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Protokoll der Himmelfahrtsfahrt 2002
17. Ausfahrt moderner Zeitrechnung

 Die 21 Teilnehmer der diesjährigen Tour sind der Himfateilneli 2002 nicht komplett zu entnehmen. Dazu später. Abfahrt 7.42 Uhr vom Hauptbahnhof Halle/S. für 20 Mann. Hans brät eine Extrawurst; wir werden ihn planmäßig in Könnern treffen – und er wird nicht dort sein und dann woanders wie Phönix aus der Asche auftauchen – das kennen wir schon von früheren Fahrten. Die Bahn ist natürlich trotz vierwöchiger Voranmeldung nicht in der Lage, 20 Personen mit ihren Fahrrädern die Beförderung von Halle nach Bernburg mit einem Zug zuzusichern. Wir sollen auf zwei Züge verteilt fahren. Und dann bleibt in dem einen Zug, mit dem wir dann doch alle fahren, noch genug Platz für z. B. die Hälfte von Hoppis verblichenen Ahnen.

  Ankunft in Bernburg, rein in einen Park und die Zeremonie der Ordensverleihung beginnt. Für Fritz gibt es einen zwekl, für Jochen einen DEKL, für Heinz einen dafür, daß er seinen zwekl verloren hat und für Theo gibt es keinen. Dann geht es zur Besichtigung einer Ruine, an der eine Steinplatte an die vormalige Anwesenheit von Wilhelm von Kügelgen erinnert, und zum Bernburger Schloß. Hier hielt mal Eulenspiegel Wache. Er blies Alarm obwohl niemand kam und unterließ es, als der Feind anrückte. Eulenspiegel hätte prima in unsere Truppe gepaßt. Der hätte auch nicht bemerkt, daß Hans inzwischen eingetroffen war. Wann und wo war das genau? Fragt Eulenspiegel!

  Mit der Fähre setzen wir über den Strom und unsere Fahrt linkssaalig auf dem Radwanderweg zur Suche eines passenden Frühstücksplatzes fort. Dieser Radwanderweg ist eine sehr beliebte Familienausflugsstrecke und steht unserem Streben nach Abgeschiedenheit, Wildnis und Ruhe diametral gegenüber. Dabei ist Hoppi der größte Ruhestörer indem er vorüberradelnde Frauen lautstark nach ihrem Begehr fragt, Ihren Aufenthalt an diesem hochheiligen Tag in freier Natur mißbilligt und die sie begleitenden Männer als Pantoffelhelden hinstellt. Mit dieser Botschaft wähnt er sich als Prophet von ehernen Gesetzen des Himmelfahrtstages bis dann in Alsleben nicht irgendeine Birte, sondern die Birte wohl kaum zufällig seinen Weg kreuzt und das ganze Lehrgebäude wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Während seiner Prophetie versucht er seine lange gegen eine kurze Hose zu wechseln, was in seinem Zustand höchster Erregung weit mehr als zehn Minuten dauert. Addel hat Saalewattwürmer gefangen, die er verteilt, und ein Fuchs zeigt (noch kostenlos) seine ersten Jonglierkünste.

  Weiter geht es, am Schloß Plötzkau vorbei, nach Alsleben. Hoppi ist noch im Zustand prophetischer Verzückung und uns entgegenkommende Frauen werden, wenn sie sich bis auf etwa 500 Meter genähert haben, über ihr Fehlverhalten aufgeklärt, aber alles ohne Wirkung. Das geht, wie schon gesagt, bis Alsleben. Hier gibt es eine stillgelegte Zuckerfabrik, eine große Mühle, frisches Bier vom Faß, die schon erwähnte Birte (mit augenblicklicher Bekehrung des Propheten) und eine kostenpflichtige Jongliervorstellung. Das erste Bier kommt, Addel nimmt einen tiefen Schluck, schaut die Wirtin mitleidig an (wie Addel eben so guckt) und fragt: „ Aus dem Vertrag mit der Brauerei kommen Sie wohl nicht raus?“ So erzielt man Wirkung! Mit diesem einen Satz, leise gesprochen, verursacht Addel bei der Wirtin dauerhafte Störungen ihres psychischen Gleichgewichts. Alsleben wurde auch Kleinhamburg genannt. Von Klein-Sankt-Pauli haben wir nichts zu sehen bekommen. In diesem Jahr enthält unser Reiseplan wieder Entfernungs- und Zeitangaben. Die Entfernungsangaben liegen innerhalb einer vertretbaren Toleranz, die Zeitangaben sind exakt – nur leider nicht in mitteleuropäischer Sommerzeit. So erreichen wir pünktlich, wie im Plan angegeben, um 12.15 Uhr Trebnitz, besichtigen die Dorfkirche und steuern Könnern an.

  Dort machen wir Rast in der sogenannten Georgsburg. Die heißt so weil sie nie eine Burg war, ist und sein wird. Eine Frau unterhält die Gäste mit ihrem Dudelsack und anderen Musikinstrumenten. Weil Könnern auf unserer Strecke nach Alsleben liegt, läßt Hoppi das fast kommentarlos über sich und uns ergehen. Gleich nach der Burg haben Freunde und Verehrer dem Maurermeister Freymut ein sehr praktisches Denkmal gesetzt. Es hat einen Sims, auf dem wir unser Essen und Trinken wie bei einem Buffet präsentieren und bequem verzehren können. So gestärkt nehmen wir die Strecke über Rothenburg nach Wettin in Angriff. Und hier muß es irgendwo gewesen sein. Der Dörheitsche Adler bekommt ein weiteres Paar Flügel oder Rückenwind – er fliegt der Truppe voran und zieht das Peleton auseinander. Dann wird er doch zum Stoppen gebracht, es wird auf die Normalgeschwindigen gewartet und geguckt wer fehlt und dann der Ruf „Hans Ernst ist nicht da! Wir müssen zurück ihn suchen.“ Der Suchtrupp ist schon abfahrbereit als jemand feststellt: „Da ist er doch!“ Hans steht schon die ganze Zeit inmitten der Truppe, rührt sich nicht, sagt nicht, daß er da ist. Wahrscheinlich wäre er auch mit zurückgefahren, um sich zu suchen. Wer nun denkt unauffälliger kann man sich doch nicht benehmen, der irrt. Wir haben noch jemanden dabei, der nicht mal in der Teilnehmerliste steht (siehe erste Zeile), auch sonst unmerklich seine Kreise zieht und deshalb hier namentlich nicht genannt wird.

  Wettin ist der nächste Haltepunkt. Es gibt wieder Frischbier. Es geht uns gut! Hier quert die besorgte Mutter eines Himmelfahrers, die wohl zuviel über das Treiben des Herren Sohnes an diesem Tag erfahren hat, (ganz zufällig?) unseren Weg. Da in diesem Jahr Himmelfahrt und Muttertag so dicht beieinanderliegen, kann das hier mal übergangen werden. Kommt das aber noch einmal vor, dann muß es ausgewertet werden, nicht wahr Theo?

  In Wettin wird die Templerkapelle besichtigt, und weiter geht es auf Halle zu. Dann verlieren wir Detlef an einer Kneipe in Brachwitz, in der er Kumpels entdeckt hat, die er schon mindestens zehn Tage nicht gesehen hat. Das muß mit ein paar Bieren gefeiert werden. Die anderen fahren noch ein Stück weiter und warten. Dann erklären Theo, Uwe L. und Bernhard, daß Sie Hornano holen wollen und freuen sich ein paar Bier lang mit ihm, daß er seine Kumpel getroffen hat. Die anderen warten und warten und die Stimmung steigt und als wir dann alle wieder vereint sind ist es eine ziemlich gewaltige und dabei kommt heraus, daß Theo für einen ODEKL fällig gewesen wäre. Peinliches Versehen des Aufgabenlosen, das der Protokollant immer sehr dankbar aufgreift. Da fällt es kaum ins Gewicht, daß Jochens DEKL die Aufschrift ‚für zehnmalige unterbrochene und treue Mitradelei‘, statt ununterbrochene, trägt.

  Die Uhr tickt weiter und weil zum Ende hin einige Programmpunkte gestrichen wurden, sind wir nach mitteleuropäischer Sommerzeit fast pünktlich bei Jochen zum Tagesausklang. Es gibt die üblichen Grillitäten, Getränke und den Doppelkinnstand mit Tendenz zum Tripelkinnstand. Detlef deklamiert die Ballade vom Kampf mit dem Drachen, zu der der Filzhut eine neue Kunstform kreiert – Pantomime mit Kommentar und Hirschfänger. Die Ballade behandelt kurz und knapp Gehorsam und Demut, und kein Himmelfahrer wird in den nächsten Jahren in Schillers gesammelten Werken blättern und eine Ballade beginnen zu lesen, bevor er sich nicht über deren Länge informiert hat, wenn er am nächsten Tag zur Arbeit muß. Nach eingebrochener Dunkelheit zeigt der Jonglierfuchs noch einige Kunststückchen mit Feuer. Dann noch ein Bierchen, ein Kraüterchen und ein Liedchen bevor es auf den Heimweg geht.

  Von Birte haben wir, außer sie zu sehen, wieder nichts für die Ganztagsbetreuung von Hoppi bekommen.

Aktivitäten:

Karsten Genealogica minima grandiosa Ascania et Wettinensis
Hans Saaleschifffahrtsgeschichte(n) Alsleben-Könnern / Etappenhengst
Michael Franz Kugler - der Dichter der Saale
Filzhut Die Sage vom Trompeterfelsen (Pantomime mit Schall)
Hoppi 17 mal schon ohne
Fritze Fritze Schaper und seine Werke, besonders in seiner Heimat
Werner Saalemühlen und -brücken / Maulflötist
Theo Die Templer / Entsorger / Kamera-dokumentator
Jens diensthabender Mechanikus I / (Altenhilfe) / Fötussimus
Uwe L. Kurze Baugeschichte von Schloß Bernburg
Hornano Hornanissimatutentüte / Schall zur Trompetersage
Uwe Pf. Skizzenbuch / Der Maler Wilhelm v. Kügelgen in Bernburg
Klaus Alberich v. Kakelingen und seine Nachfolger / DoKiSta
Bernhard Eulenspiegel in Bernburg /Konrad in Wettin
Jochen Protokol- / Zielator (notfalls durch fremde Hülfe heim zu befördern)
Heinz Talfotograf/ frühere Himfa-Stationen an überquerten Gewässern
Bernd N. Die Herren von Rauchhaupt / Feldnachrichtendienst (FND)
Uwe S. Veränderungen der Saalelandschaft (Schleusen, Begradigung)
Peter  Kleine Burgenkunde – Die Georgsburg
Smiley Joku- und Jonglator

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