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Protokoll der Himmelfahrtsfahrt 2009
24. Ausfahrt moderner Zeitrechnung

Im 20. Jahr der Wende ist der offizielle Start unserer diesjährigen Ausfahrt an der Nikolaikirche in Leipzig, dem Geburtsort der Leipziger Montagsdemonstrationen. Pünktlich setzt ein kleiner Regen ein, aber ein Stück arkadenartig, nur ohne Bögen, überbauter Fußweg neben der Kirche schützt uns und verstärkt den Schall so, daß alsbald die ersten Leipzigerinnen hinter Fensterscheiben erscheinen und verstohlen und verwundert unserem Treiben folgen. In der Vorbereitung unserer Ausfahrt hatte sich das senile Dreigestirn SDG, ein selbsternannter Club von Urahnen der Himmelfahrt, die gelegentlich ihrem Namen alle Ehre machen, gebildet. Es sei gleich vorweggenommen: nur einer ist an diesem Tage auffällig geworden, die anderen beiden, von denen hier fast immer die Rede sein mußte, halten sich in diesem Jahr zurück und kommen wohl im Laufe des Protokolls nicht mehr vor. Aber der eine - ja richtig, der der immer- eröffnet nun unsere Ausfahrt und zeichnet Uwe P. mit dem Hauptdeckel für 20malige Mitradelei aus. Er ist in diesem Jahr der einzige Ordensempfänger. Lieder werden gesungen, Flaschen rumgereicht, es wird lauter und die Gesichter hinter den Scheiben verschwinden kopfschüttelnd. Inzwischen hat auch die Kirche geöffnet, der Pfarrer erwartet seine Schäfchen, er ist freundlich und wohl auch froh zu erfahren, daß wir nicht vorhaben, an seinem Gottesdienst teilzunehmen.

Nicht nur der Wende wird in diesem Jahr besonders gedacht, Händel ist auch in diesem Jahr, wie nunmehr seit 250 Jahren, wieder so lange tot wie Schiller alt wäre. Calvin hat 500. Geburtstag, der geht uns weniger an, aber die Schlacht im Teutoburger Wald, die paßt zu uns. Man weiß immer noch nicht wo sie nun stattfand; das wäre ein Thema für Karsten. Vor 2000 Jahren soll sie stattgefunden haben, ja aber nur wenn auf das Jahr 614 nicht gleich das Jahr 911 gefolgt ist, dann müßten wir auf diesen Jahrestag noch 297 Jahre warten. Dieses Thema wurde vor längerer Zeit schon zur Zerreißprobe der Familienbande zwischen Schwiegervater und -sohn, und muß hier nur wegen des evtl. Jahrestages dieser Varussschlacht erwähnt werden – und daß wir ihrer nicht gedenken. Vielmehr werden wir später von Peter D. mit weiteren Einzelheiten der Völkerschlacht bekanntgemacht.

Zunächst geht es über ein Goethedenkmal und einer Bildhauerei von einem gewissen Herrn Seffner in den Johannapark, wo wir Frühstück machen. Ein Teil des Weges, den wir im Laufe des Tages nehmen werden, wird als Gosenweg vermarktet. Uwe L. hat einen Kasten dieses Gebräus besorgt, das man z. B. durch Zugabe von Kümmellikör geschmacklich verbessern, oder überhaupt erst genießbar, machen kann.. Eine durchschlagende Wirkung bei Verstopfung wird diesem Getränk nachgesagt – da mag es seine Daseinsberechtigung haben. Uwe P. hält hier seinen Vortrag über die Maler der Leipziger Schule und natürlich auch über deren Schüler. Leipzig sei ein kleines Paris und bilde seine Leute läßt Goethe einen Studenten in Auerbachs Keller im Faust sagen. Bei Paris denkt Uwe P. sicherlich zunächst an die Maler in Montmartre, Klaus R. wohl eher an Moulon Rouge und Pigalle. Und der Rest – keine Ahnung, aber wohl doch eher in Richtung Klaus R. Und nun bemerkt das o. g. Mitglied des SDG, daß ihm die Flasche fehlt, die er vorhin noch am Gürtel trug. Die ist an der Nikolaikirche rumgegangen, war bald leer, da nicht sehr groß, und als ihr kein Tropfen mehr zu entlocken war, entsorgt worden. Und dieser leeren Falsche trauert dieser OberSDG nun nach – das stelle man sich mal vor. Christian erbarmt sich, fährt zurück zur Kirche und bringt doch tatsächlich diese Flasche wieder an. Für Hoppi ist die Welt wieder in Ordnung, Christian gehört spätestens von da an zu seinen besten Freunden.

In den letzten Beschreibungen unserer Fahrtroute waren schon kein Zeitpläne mehr angegeben, nachdem sich herausstellte, daß wir die eh nicht einhalten, in der diesjährigen ist nicht mal mehr der Weg eingezeichnet – so können wir weder von ihm abkommen noch uns verspäten. Und so ist es egal in welcher Reihenfolge wir in Wahren, Lützschena, am Zentralstadion und im Ermlitz waren, wo einer vom DDR-Fußball und dem HFC schwärmte, einer die Völkerschlacht aufleben ließ und ein anderer uns Zugang zu Restaurierungsarbeiten an alten Stofftapeten verschaffte. Auf dem Dach des Ermlitzer Schlosses haben wir der Hausherrin ein Ständchen dargebracht, das diese dann für fast so gut gelungen hielt wie vom Ermlitzer Männerchor. Komplimente hören sich anders an und die Wahrheit interessiert uns nicht .

In die Domholzschänke sind wir nicht mal reingekommen – es treiben sich immer mehr Frauen an diesem Tag unter freiem Himmel herum und nehmen den Männern an ihrem Ehrentag die Plätze weg. Die Ehre der Frauen stellt am Abend Frau Peter D. in Gröbers wieder her, wo unsere Fahrt im Himmelfahrervereinsheim bei Schmaus und Trank gemütlich endet.



Karsten Die Burg in Burgliebenau und ihre Geschichte
Hans Das Schweigen im Luppe-Elstertal / Etappenhengst(e)
Michael Goethesche Wanderweisheiten für Himmelfarzler
Filzhut Aufklärer für streckennahe Getränkestützpunkte
Hoppi Er und nur er, ohne! .....
Fritze Kleine Architektenkunde der Gutshäuser und Kirschen am Wege
Werner Wasser- und Windmühlen am Wegesrand (von Elster bis Reide)
Theo Endsorger / Unser aller ViehDelio
Christian Woher hat der Johannapark seinen Namen? Entsorgungsfuchs
Uwe L. Die Gose als Volksnahrungsmittel / Feldnachrichtendienst I (FND)
Detlef Tonkanonaden zwischen Bach und Händel
Uwe Pf. Die Leipziger Malerschule / Skizzenbuch
Tobias Der Bildhauer Carl Seffner in Leipzig
Klaus Sternstunden des DDR-Fassbulls im Zentralstadion / DoKiSta
Bernhard Sagen von der Lubbe (Regionale Sagenkunde)
Jochen Grundzüge der sächsischen Lautverschiebung zwischen Halle und Leipzig
Heinz Die Gnadenkirche von Wahren / Digi-Berg-und -Tal-Photograph
Bernd N. Die Gutsherren in Lützschena und Ermlitz / FND II
Uwe S.-H Der Leipzig-Schkeuditzer Auwald und seine Bewohner
Peter  Die Schlacht bei Wahren und Möckern am 16.10.1813

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