StatistikProtokoll '98Schulpforte
DIE SCHÖNBURG
(1137 SCONENBERG, 1217 SCONENBURG)

Auf dem rechten Saaleufer, unterhalb von Naumburg liegt auf einem mäßigen Höhenrücken 70 m über dem Saaletal die Schönhurg. Die Burganlage, auf einem zur Saale Steil abfallenden Sandsteinfelsen ist von dem etwas überhöhten Hintergelände durch einen tiefen Halsgraben getrennt, durch den heute die von Naumburg kommende Straße führt. Im Norden und Osten ist das Gelände durch Taleinschnitte gesichert. Im nördlichen Vorgelände der Burg sind einige Quergräben eingetieft, ähnlich denen auf der Rudelsburg, so daß auch hier die Möglichkeit einer der steinernen Burg vorausgegangenen befestigten Siedlung besteht.

Die im 12. Jahrhundert erbaute Steinburg scheint von vornherein im Besitz des Bischofs von Naumburg gewesen und von diesem erbaut worden zu sein. Die Hauptbauzeit muß um 1150-1220 gelegen haben, wie die Ornamentik am Innentor (in den Jahren um 1150) und am Bergfried

(um 1220) zeigt; auch der romanische Palas könnte um 1150 erbaut sein. Daß die Nennung früher liegt, wie die hauptsächlichsten romanischen Bauten, kann man als Bestätigung der oben ausgesprochenen Vermutung, nämlich daß bereits eine befestigte Siedlung mit kleinerer Burg bestand, ansehen. Daß Dorf Schönburg scheint erst im 13. und 14. Jahrhundert entstanden zu sein, da von diesem Zeitpunkt außer der Burgkapelle eine Kirche auf dem Klausberg erwähnt wird, eine Vorgängerin der heutigen Dorfkirche. Wie auf der Rudelsburg wohnten auch auf der Schönburg adlige Burgmänner (castellani).

Die trapezförmige Burganlage ist durch eine Quermauer mit davorliegendem Zwinger und Graben in eine Vor- und eine Kernburg aufgeteilt.

Zur Vorburg führt der von der obengenannten Straße abzweigende Burgweg zunächst durch ein nicht mehr vorhandenes Außentor, das etwas vor der Nordostecke der Burg gestanden haben wird, dann durch einen Zwinger mit vorgeschobener Bastion zum Haupttor. Von dem an dieser Stelle gelegenen Torturm sind nur noch Maueransätze zu sehen. Neben der Toranlage lag das Torgebäude, heute von einem Wohnhaus des 16. Jahrhunderts umbaut. Im Gelände der Vorburg werden kleinere Wohnbauten und Wirtschaftsgebäude gestanden haben. Reste eines Wohnbaues mit einem Aussichtserker nach der Saale sind bei 4 im Grundriß erhalten. Bei 5 im Grundriß führt eine Schlupfpforte, die bei Belagerungen einen Ausgang nach dem angriffssicheren Steilhang ermöglichte ohne die Tore zu benutzen, ins Freie.

Um zur Kernburg zu gelangen, mußte eine weitere Toranlage passiert werden. Sie ist besonders gut erhalten und zeigt ein typisches Beispiel einer Toranlage des 12. Jahrhunderts. Daß vor dem Tor ein Graben war, beweist die hohe Nische an der Außenfront des Torturms mit Anschlag für die Zugbrücke und Falz für das Fallgatter. An der inneren Toröffnung, die mit einem Rundbogen überwölbt ist, sitzen in den Torpfeilern ornamentierte Werkstücke mit Ecksäulchen, darüber verkröpfte Kämpfer. Die Profile des Kämpfers und die Ornamentik der Kapitelle weisen auf die Mitte des 19. Jahrhunderts als Erbauungszeit hin. Vom Wehrgang des Torturmes bzw. der inneren Zwingermauer führte ein hölzerner Gang zum hochgelegenen Eingang des Bergfriedes, wie sich aus den Balkenlöchern an den beiden Bauten ersehen läßt. In der Schildmauer ist bei 7 (Abb.) eine Baunaht mit Eckverband. Aus dieser Mauerführung ist zu folgern, daß die innere Schildmauer hier in Richtung des Bergfriedes abgebogen ist, daß also der Bergfried eineUmmantelung durch eine Wehrmauer hatte. Im benachbarten Querfurt haben alle drei Bergfriede solche Mantelmauern. Neben der besprochenen Mauerecke geht eine rundbogige Türe zum Brunnen, der hier im Zwinger eingetieft ist.
Ein Palas mit dreiteiligen gekuppelten Bogenfenstern stand an der westlichen Ringmauer der Kernburg, über dem Steilabfall nach der Saale. Er ist im 16. Jahrhundert erweitert worden. Ein weiterer Wohnbau stand an der Nordseite, wie die Konsolen eines Kamins und Fensteröffnungen in Obergeschoßhöhe beweisen. Ein Teil dieser Bauten wird von Lepsius als Kapelle angesprochen. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, daß das in der Südostecke der Kernburg liegende Gebäude die Kapelle war (10), denn in romanischen Burgen liegen Tor, Bergfried und Kapelle meist nahe bei beieinander.

Nahe am Innentor steht in nur zwei Meter Abstand von der Zwingermauer der runde Bergfried (11). Das Mauerwerk ist besonders sorgfältig gearbeitet, wie an allen alten Bauteilen der Burg sind an den Mörtelfugen sogenannte Ritzfugen. Bei 3,5 m lichter Weite und 3,5 m Mauerstärke beträgt der äußere Durchmesser 10,5 m., die Höhe bis zum Zinnenkranz knapp 30 m. Der Turmhelm ist wie in Saaleck ein gemauerter Kegel, der auf dem Innenrand der hier noch über 3 m starken Mauer aufsitzt. Auf dem Mauerring bleibt durch diese Anordnung noch Platz für einen Zinnenkranz und einen Wehrgang. Letzterer ist durch steinerne Wasserspeier entwässert. Nach dem Torturm zu liegt auf dem Wehrgang eine Wächterstube, vielleicht als Gußerker zu benutzen. Zwei danebenliegende Konsolen scheinen einen Aborterker getragen zu haben. Der Eingang liegt in etwa 8 m Höhe über dem Hofgelände. Hier ist, wie üblich, ein Wohngeschoß eingerichtet. Ein schöner Kamin mit halbovaler Haube mit reichprofilierten Konsolen und die Profilierung der äußeren Abzugsöffnung läßt durch den Stil der Ornamentik auf eine Erbauungszeit um 1220 schließen. Unmittelbar an der Eingangstür liegt in der Mauerstärke eine Abortanlage.

Die Ringmauer ist fast um die ganze Vorburg erhalten. Sie hat eine durchschnittliche äußere Höhe von 8-12 m und eine Stärke von ca. 1,5 m. Abschließend wäre noch zu sagen, daß aus der Form der Kernburg hervorgeht, daß sie ursprünglich einen anderen Grundriß hatte und kleiner war als heute. Die ursprüngliche Anlage wäre nur durch Grabungen zu ermitteln. Die Vorburg wird erst im 13. Jahrhundert gleichzeitig mit den letzten Bauten der Kernburg ummauert worden sein. Auch in der Vorburg wird einBergfried gestanden haben, der irgendwann einmal abgebrochen wurde, wie dies im benachbarten Freyburg mit zwei mächtigen Rundtürmen ebenfalls geschah.

Auf der Schönburg sind niemals Ergänzungsbauten wie sie durch die verbesserten Angriffswaffen notwendig geworden waren und bei allen Burgen der Umgebung zu finden sind, ausgeführt worden. Sie scheint auch niemals ernstliche Schäden erlitten zu haben, so daß die Anlage des 12./13. Jahrhunderts fast ungestört erhalten ist.

StatistikProtokoll '98Schulpforte