Ich seh', ich seh' euch, sel'ge Hütten,
Dich, angenehmes Heilgenthal,
Ich grüß' euch Gründe und ihr Berge,
Ich grüße dich, beliebter Ort
Den ich zur Wallfahrt mir geweihet,
Dich grüß' ich, doch mit heißen Tränen,
Die mir die Liebe ausgepreßt,
Und die kein Zeiflauf hemmen kann.Hier find' ich dich, du
steiler Hügel,
Der meinem Freund ein Lustgang war,
Wo seine nimmermüden Schritte
Bei Sturm und rauhem Kies und Sand,
Indem er mir entgegen sahe
Den neuen Fußsteig sich gebahnet,
Wo er, voll sehnlicher Begier,
Oft stundenlang nach mir gesehn.
Dort unten rauscht in grüner Dämmrung
Der kleine lautre Schmerlenbach,
Dies ist das Tal, das er verschmähet
So reizend es ihn auch gelockt,
Wenn er, um mich in weiter Ferne
Von diesen Bergen zu entdecken,
Nicht Wind und rauhe Luft gescheut
Und durch der Stürme Strudel brach. |
Nun grüß' ich dich, beglückte
Wohnung,
Die meinen Thirsis in sich schloß:
Hier war es, da er mich umarmte,
Hier drückt' er mich an seine Brust.
Wie feurig küßt' er im Umarmen?
0, wie ergötzt' ihn nicht die Ankunft
des Freundes, der in seiner Hand
ein wahres Glück gesucht und fand.Jetzt segn' ich dich, du
Stub' und Kammer,
Wo Thirsis saß und wo er schlief,
Ihr, vormals Sitze keuscher Musen,
Ihr, nunmehr nichts als Wüstenei!
Hier ist der Ort, wo er gedichtet;
Hier sang er mich und meine Doris;
Hier weint' er, als ich wieder ging
Und er um meine Brust sich hing.
Nun reiß ich mich aus diesen Mauern,
Doch nein, hier setz' ich mich erst hin.
Hier hat mein Thirisis stets gesessen,
Und diesen Sitz so hoch geweiht.
Jedoch, hier ist mir alles öde;
Denn Thirsis fehlt, drum will ich gehen.
Was hast du, Dorf, das wohlgefällt?
Nichts, als daß Thirsis hier gewohnt. |