Heinrich der Erlauchte
Markgraf von Meißen (1221 / 1229 - 1288)
Landgraf von Thüringen (seit 1247) geb. um 1215 - gest. 1288
Heinrich war der Sohn von Dietrich dem Bedrängten, wettinischer Markgraf von Meißen,
und dessen Frau Jutta, der Tochter des ludowingischen Landgrafen von Thüringen Hermann I. Nach dem Tod Dietrichs, 1221, wird sein Onkel, der
thüringische Landgraf Ludwig IV., zu Heinrichs Vormund. Ludwig
IV. war der Mann der Heiligen Elisabeth von Thüringen.
Ludwig marschierte 1223 in die Mark Meißen ein und besetzte u. a. Leipzig, als Heinrichs
Mutter, Markgräfin Jutta, den Grafen von Henneberg heiratet. Erst 1224 wurden die
Streitigkeiten durch einen Friedensschluß auf der Neuenburg beigelegt, der Heinrich als
zukünftigen Markgrafen von Meißen bestätigte.
1226 wurde Ludwig IV. von Kaiser Friedrich II. für den Fall, daß sein Neffe, der
unmündige Markgraf von Meißen, Heinrich, stirbt, mit den wettinischen Besitzungen
belehnt, so daß der Ludowinger in diesem Falle die Markgrafschaft Meißen übernommen
hätte. Dazu kam es aber nie, da Ludwig IV. auf einem Kreuzzug mit dem Stauferkaiser
Friedrich II. 1227 starb. Neuer Vormund des minderjährigen Heinrich bis etwa 1230 wird
Herzog Albrecht I. von Sachsen - dann begann Heinrich die Regierungsgeschäfte alleine zu
betreiben.
In diesen Jahren trat er auch als Minnesänger und Komponist von Kirchenliedern in
Erscheinung. In der Manessischen Liederhandschrift sind ein Bildnis Heinrichs und sechs
ihm zugeschriebene Minnelieder überliefert.
1234 heiratete er in Wien die Schwester des letzten Babenberger Herzogs von Österreich,
Constanze.
1235 nahm Heinrich in Mainz an dem Hoftag Kaiser Friedrich II. teil.
Entsprechend einem Gelübde, beteiligte sich Heinrich 1237 an einem Kreuzzug gegen die
heidnischen Pruzzen (Preußen). Er wollte seine Herrschaft auch entlang der Oder ausdehnen
und gründete die Stadt Guben und das Stift Neuzelle.
1240 mißlang Heinrich die Eroberung brandenburgischer Gebiete von der Niederlausitz aus.
Im gleichen Jahr wurde sein erster Sohn Albrecht, 1242 der zweite Sohn Dietrich geboren.
Kaiser Friedrich II. sagte 1243 zu, daß Heinrich die Landgrafschaft Thüringen erhalten
würde, wenn Landgraf Heinrich Raspe, ein Halbbruder seiner
Mutter Jutta, kinderlos sterben sollte.
1245 wurde Albrechts Sohn mit Margarethe, einer Tochter Kaiser Friedrich II., verlobt. Die
Wettiner erhielten das Pleißenland (Altenburg, Zwickau, Chemnitz) als Pfand für die
Mitgift. Heinrich der Erlauchte übte in der folgenden Zeit dort Herrschaftsrechte aus.
1247 starb Heinrich Raspe IV., Landgraf von Thüringen, trotz dreier Ehen kinderlos, so
daß Heinrichs Anwartschaft auf Thüringen zum Tragen kam.
Allerdings mußte sich Heinrich in einem 15 Jahre dauernden Krieg gegen die Ansprüche der
anderen Nachfahren der acht Kinder des Landgrafen Hermann I., dessen Enkel er selbst war,
durchsetzten. Seine Hauptkonkurrentin war seine Cousine Sophie von Brabant, eine Tochter
der Heiligen Elisabeth und des thüringischen Landgrafen Ludwig IV. - Bruder Heinrich
Raspes und Halbbruder von Heinrichs Mutter Jutta.
Außerdem widersetzten sich viele Thüringer Grafen dem neuen wettinischen Landgrafen,
Heinrich dem Erlauchten. Die Verbündeten seiner Cousine Sophie von Brabant besetzten
Teile der Landgrafschaft.
1248 eroberte Heinrich der Erlauchte die strategisch wichtige Burg Weissensee und nahm in
der Schlacht bei Erfurt die Grafen von Käfernburg, Schwarzburg, Beichlingen und Kirchberg
sowie 20 Ritter gefangen. Im Vertrag von Weißenfels 1249 unterwarfen sich die
aufständischen Grafen von Käfernburg, Schwarzburg, Beichlingen, Honstein, Orlamünde und
Stolberg dem neuen Wettiner Landgrafen.
Die Ansprüche Herrmanns I. von Henneberg, des Halbbruders Heinrichs des Erlauchten,
wurden 1249 mit der Herrschaft Schmalkalden abgegolten ( Bestandteil der "Neuen
Herrschaft" der Henneberger ). Daraufhin söhnte sich Sophie vorübergehend mit ihrem
Cousin aus. Sie übertrug Heinrich dem Erlauchten in einem Vertrag (Eisenach Richtung) am
2. März 1250 die Vormundschaft für ihren Sohn Heinrich über Wartburg und Hessen für 10
Jahre.
1252 bestätigte durch König Wilhelm von Holland (1247 - 56) in Merseburg die Herrschaft
Heinrich des Erlauchten in Thüringen.
Im Vertrag von Udestedt übertrug Erzbischof Gerhard I. von Mainz im Mai 1254 Heinrich das
Verfügungsrecht über die thüringischen Besitzungen des Erzstiftes Mainz. Da seine
Cousine Sophie (von Brabant) dies als eine Verletzung des Vertrages von 1250 ansah, setzte
sie, unterstützt von Herzog Albrecht von Braunschweig, ihrem Schwiegersohn, den
Thüringischen Erbfolgekrieg mit neuen Kriegshandlungen (1256 -1263) fort.
1255 heiratete Albrecht, Heinrichs ältester Sohn, Margarethe, die Tochter Kaiser
Friedrich II. Statt einer Mitgift erhielten die Wettiner das Pleißenland.
Zur weiteren Sicherung seiner Lehen in Thüringen schloß Heinrich der Erlauchte mit den
Vögten Weida, Gera und Plauen am 1. September 1254 den Vertrag von Grimma, um das
Pleißenland gegen die Bestrebungen des Königs von Böhmen zu schützen, seine
Lehnshoheit nach Westen auszudehnen.
Sophie von Hessen/Brabant griff im Bündnis mit ihrem Schwiegersohn, Herzog Albrecht von
Braunschweig, die Wettiner in Thüringen im Frühjahr 1259 erneut militärisch an.
Verschiedene Burgen um die Wartburg wurden 1260 zerstört: die Eisenacher Stadtburg, die
Frauenburg, Metilstein. Die Orte Creuzburg und Eisenach gingen in den Besitz von Sophie
über. Markgraf Heinrich der Erlauchte konnte aber die Wartburg verteidigen und im
folgenden Jahr (1261) die Stadt Eisenach durch nächtlichen Überfall zurückgewinnen.
Am 27. Oktober 1263 besiegten die Söhne Heinrich des Erlauchten, Albrecht und Dietrich
(Dietzmann) in der Schlacht bei Beesenstedt (im Mansfeldischen bei Wettin) nach
9-stündigem Kampf Herzog Albrecht von Braunschweig und nahmen ihn gefangen. Sophie von
Brabant verzichtete infolge dieser Niederlage gegen die verbündeten Wettiner 1264 auf
ihre Ansprüche in Thüringen. Heinrich der Erlauchte sicherte damit den Wettinern
endgültig den Besitz der Landgrafschaft Thüringen.
Den Sieg ließ Heinrich durch ein glanzvolles Ritter-Turnier in Nordhausen feiern.
Heinrich der Erlauchte hatte die Herrschaft der Wettiner auf vier Reichsfürstentümer
ausgedehnt: Meißen und die Ostmark (Lausitz), Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen.
1265 teilte Heinrich sein Herrschaftgebiet zwischen sich und seinen Söhnen auf: Heinrich
behielt die Herrschaft über Meißen und die Ostmark (Lausitz), Albrecht erhielt die
Landgrafschaft Thüringen, Dietrich die Mark Landsberg um Leipzig und Weißenfels.
1257 wurde Friedrich, Heinrichs Enkel, der zweite Sohn Albrechts, geboren. Dessen
Aussichten auf die Nachfolge in der Stauferdynastie, zerschlug sich mit der Trennung
seiner Mutter Margarethe, der Staufer-Tochter, von seinem Vater Albrecht, 1270, und mit
der von Papst Gregor X. betriebenen Wahl Rudolfs von Habsburgs, 1273, zum König.
Wirrer Familienzwist unter den Wettinern, der sich auch in einem Vertrag Heinrichs mit
seinem Sohn Albrecht "dem Entarteten" von 1270 wiederspiegelt, verhinderte einen
weiteren Machtausbau.
Nach 1270 hielt sich Markgraf Heinrich fast nur noch in Dresden und Tharandt auf. Heinrich
der Erlauchte starb im Jahr 1288.