KÖNIGSPFALZ TILLEDA
Vor über 1000 Jahren wird am Fuße des Kyffhäuser dieser kaiserliche Hof urkundlich bereits erwähnt. Eine Pfalz (lat. palatium) war bei Anwesenheit des Herrschers der Amtssitz. Bis zum Ausgang des Mittelalters waren solche kaiserliche oder königliche Wohn- und Hofstätten im ganzen Kaiserreich verstreut. Meist entwickelten sich aus den Pfalzen Städte wie Aachen, Eger, Frankfurt, Goslar, Kaiserslautern, Köln, Magdeburg, Mainz, Nimwegen, Nürnberg, Quedlinburg oder Worms. In Tilleda erfolgte die Stadtbildung nicht. Das ist das Besondere. Dennoch berichten Urkunden von der Anwesenheit großer deutscher Kaiser und Könige. 974 war Kaiser Otto II. in Tilleda. Nach seinem frühen Tod stand seine Frau Theophano an der Spitze des damals mächtigsten Reiches im Abendland. Ihr Sohn, Otto Ill. ist gemäß den Urkunden 993 in Tilleda gewesen. Zum Kaiser wurde er 996 gekrönt. Später waren dann Kaiser Konrad II. (1031/1036), König Heinrich III. (1041/1042) und Kaiser Friedrich Barbarossa (1180) hier in der Pfalz. Das war auch der Ort männlich hoher Begegnung und Entscheidung.
So beendeten Kaiser Heinrich Vl. und Heinrich der Löwe hier den Streit zwischen Welfen und Staufern. Dieser Tilledaer Versöhnungsfeier wohnten bei: die Erzbischöfe von Mainz, Magdeburg und Hildesheim, sowie Markgraf Albrecht von Meißen, Markgraf Konrad vom Osterlande und Graf Adolf von Holstein. (1194). Seinen Vorteil aus diesem Thronstreit zog vor allem Landgraf Hermann von Thüringen. Es sei deshalb daran erinnert, daß es die Zeit der Minnesänger war. Sie wirkten auch in unserer thüringisch-sächsischen Heimat - dem Herzland der Deutschsprechenden - und trafen sich zum Sängerstreit auf der Wartburg.
Tilleda war jahrhundertelang kaiserliche und königliche Pfalz. Wir wissen nicht, warum die Wahl auf diesen Platz fiel. Aber als Otto II. in Tilleda weilte, war die Erinnerung an seinen Großvater, den sächsischen König Heinrich I., Gründer des I. deutschen Reiches, noch sehr lebendig. Dieser hatte den Überfall der Ungarn auf unsere Heimat an der Unstrut erfolgreich mit seinen Rittern abgewehrt. Er ging als "Vater des Vaterlands" in die Geschichte ein (beigesetzt in Quedlinburg)
Später verblaßte der Stern von Tilleda, die Reichsgeschichte verlaqerte sich. Nach 1250 war Tilleda nur Reichslehen. Adelsgeschlechter wie die Grafen von Beichlingen, von Schwarzburg, von Stolberg, die Rittergeschlechter von Bila, von Hacke, von Witzleben und Barthe waren Lehnsherren.
Vom 16. Jahrhundert an ist die ehemalige Pfalz im Besitz der Gemeinde Tilleda. Sie wäre wohl völlig in Vergessenheit geraten, hätte sie nicht der Heimatforscher Karl Meyer wieder entdeckt. In den Friedensjahren 1935 bis 1939 begannen die Ausgrabungen an der Hauptburg durch das Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle. Von 1959 bis 1979 fand die Gesamtgrabung der Pfalz durch die Akademie der Wissenschaften der eh. DDR statt. (Prof. Grimm u.a.) Erst dadurch wurde die erstaunliche Ausdehnung der Pfalz mit Vorburg, Hauptburg, Wirtschaftsgebäuden und Sicherungsanlagen bekannt. Insgesamt wurden die Grundflächen von
220 Gebäuden ermittelt. Die Westmauer war 5 m hoch und 200m lang. Im Innenraum der Vorburgfläche standen die Häuser der Handwerker und Bauern in Pfostenbauweise mit Schilf gedeckt.
Darunter auch eine Tuchmacherei in der 25 Frauen arbeiten konnten. Diese Arbeit, mit Flachs, fand an Senkrecht-Gewichts-Webstühlen statt. Das Gebäude war 30 m lang. Die Bewohner der Vorburg unterstanden einem Burgvogt der die handwerklichen und bäuerlichen Arbeiten koordinierte. Die fruchtbare Goldene Aue wird den Fleiß der Bauern immer wieder belohnt haben. Übrigens wohnten die Bauern und Handwerker in gesunden Lehmhäusern. In der Hauptburg fanden die Ausgräber dagegen Steinhäuser vor. So die Pfalzkirche mit königlichem Wohnturm, eine Festhalle, eine Pfostenhalle und vermutlich das Pfostenhaus des Koch's. Diese sind nach dem jahrhundertelangem Dornröschenschlaf in den Grundmauern noch erkennbar. Sogar der originalbelassene Schotterweg zur Hauptburg ist noch zu sehen.
Die Wohngebäude der Hauptburg wurden mit einer Heißluft-Fußbodenheizung beheizt, deren Reste man noch sehen kann.
Die Wasserversorgung der Pfalz auf dem Pfingstberge erfolgte durch das Flüßchen WOLWEDA.