ZurückWeiter

 

Novalis

(eigentl.: (Georg) Friedrich (Philipp) Freiherr von Hardenberg)

Geb. 2. 5. 1772 Oberwiederstedt/Harz; gest. 25. 3. 1801 Weißenfels.

Er war die herausragende Gestalt der deutschen Frühromantik. Zu den großen Bewunderern des Novalis gehörten neben Edgar Allan Poe und Gérard de Nerval auch Maurice Maeterlinck, Hugo von Hofmannsthal und Stefan George.
Novalis wurde am 2.Mai 1772 als Sohn des Großgrundbesitzers und Salinendirektors Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg und seiner Frau Auguste Bernhardine im sächsischen Oberwiederstedt (Harz) geboren; dort wuchs er im Umfeld eines strengen Pietismus auf. Zwischen 1790 und 1794 studierte er Jurisprudenz, Mathematik und Philosophie an den Universitäten Jena, Leipzig und Wittenberg. Seine Lehrer waren u.a. Friedrich von Schiller und Karl Leonhard Reinhold (1758-1823), wobei Letzterer ihn mit den Gedanken Johann Gottlieb Fichtes vertraut machte. Zunächst für den preußischen Staatsdienst vorgesehen, wurde Novalis zunächst Aktuarius eines Kreisamtmanns, 1796 dann Akzessist an der Salinendirektion in Weißenfels. Zwei Jahre zuvor hatte er sich ohne Wissen der Eltern mit der 13-jährigen Sophie von Kühn (1783-1797) verlobt, durch deren plötzlichen Tod sein Hang zur Mystik, der sich in seinen Werken niederschlägt, noch verstärkt wurde. Die kultische Überhöhung Sophies spiegelt u.a. eine im pietistisch geprägten Journal (1797) festgehaltene, religiös überhöhte Vision der Betrauerten im Grab (diese wird in den Hymnen an die Nacht 1800 mit wortwörtlichen Anleihen wieder anzitiert). Nach 1797 studierte Novalis an der Bergakademie Freiberg Bergwerkskunde, Chemie und Mathematik; ein Jahr später ging er mit Julie von Charpentier seine zweite Verlobung ein. Auch hier kam es nicht zur Hochzeit. 1799 wurde Novalis als Salinenassessor angestellt, um kurz darauf zum Amtshauptmann ernannt zu werden. Nach 1800 lähmte eine Lungenkrankheit seinen weiteren Werdegang: Er starb am 25.März 1801 in Weißenfels.

Werk

Novalis verband eine enge Freundschaft mit Friedrich von Schiller und Ludwig Tieck sowie mit August Wilhelm und Friedrich von Schlegel. Beeinflusst wurde er vor allem durch den deutschen Idealismus und die Schriften von Franz Xaver von Baader, Jakob Böhme und Frans Hemsterhuis (1721-1790). Von ihnen übernahm er u.a. die Idee eines auf Gott gerichteten Willens und die Suche nach "poetischer Wahrheit" (Hemsterhuis), die in seiner Sehnsucht nach einer Universalpoesie zum Ausdruck kommt. Wichtiges Verfahren ist hierbei die Analogie, die die Dinge zueinander in Beziehung setzen soll, um die Welt, ihrer Profanität entledigt, im Dichterwort zu überhöhen. Novalis’ bekanntester Lyrikzyklus sind die Hymnen an die Nacht (1800), die in ihrer Metaphorik von Werken Edward Youngs, Jean Pauls, Herders und Goethes geprägt worden sind. Hier spiegelt sich die verklärende Trauer um den Tod der auch erotisch begehrten Sophie, aber auch der Wunsch nach einer religiös konnotierten Überwindung des Leids. Die Nacht wird zum Refugium des Dichters, der in feierlich-erhabenem Duktus sowohl das Licht- als auch das Schattenreich sowie die "zarte Geliebte" als Mittlerin heraufbeschwört. Auch die 1799 entstandenen Geistlichen Lieder (1801 posthum herausgegeben) preisen die mystische Vereinigung des Menschen mit Gott. Neben dem Fragment Die Lehrlinge zu Sais (1802), einem "ächtsinnbildlichen Naturroman", der Dichtung und Liebe als Erkenntnismittel zur Entschlüsselung des Naturgeheimnisses bzw. des eigenen Selbst gleichsetzt, ist der unvollendete Roman Heinrich von Ofterdingen (1802) der bedeutendste Prosatext des Autors. Gemeinsam mit Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen (1798) bildet er den Höhepunkt des romantischen Künstlerromans. Im Bild der blauen Blume ist hier ein Symbol für das Streben nach (stufenweiser) Welterkenntnis ebenso wie für den Wunsch des Helden gefunden, die Welt kraft der schöpferischen Phantasie in eine der Schönheit zu verwandeln. Die Spitze gegen Goethes Bildungsroman Wilhelm Meister mit seinem von Novalis kritisierten "Evangelium der Oeconomie" wird offensichtlich. Weitere Werke von Novalis sind der 1799 entstandene und erst 1826 vollständig herausgegebene Essay Die Christenheit oder Europa, der die Idee eines mythischen Christentums aus den Hymnen an die Nacht wieder aufgreift, sowie die naturwissenschaftlich-philosophische Aphorismensammlung Fragmente, von der ein Teil 1798 unter dem Titel Blüthenstaub in der für die Romantik zentralen Zeitschrift Athenäum erschien. Dazu gehörte u.a. das so genannte Mittlerfragment, das auf die Christologie im Sinn Friedrich Schleiermachers nachwirkte.

Werke u.a.