Erstlich beginnet
unser Ritt zu Trothe am vorletztlichen Halt der Schienenschnellpost (heißet Wohnstadt
Nord) an der Brücken Mötzlicher Straße ein halb Uhren vor Acht, allwo unser Antrunk und
-sang nebest Ordensverleih (soferne solcher vorfället) statthaben soll. Pünktlichen
Antrab vorausgesetzt
221. Trotha,
Dorff und Pfarrkirche,
zum Amte von Giebichenstein, diesseits der Saale 3 viertel Stunden von Halle am
Saalstrohme und den Magdeburger und Halberstädter Landstrassen gelegen, die sich gleich
hinter dem Dorffe schneiden, und erstere rechter Hand auf Teiche und Wieskau, letztere
aber linker Hand auf Morl und Cönnern zugehet. Durch das Dorff gehet ein Steindamm,
weshalb von den Fuhrleuten ein Pflastergeleite erleget werden muß, auch ist daselbst eine
ordentliche Zollstäte des Amts Giebichenstein. Es sind 2 Gasthöfe darinnen, einer zum
rothen Adler zu Anfang des Dorffs von Halle zu rechnen, der des Besitzers eigen, und der
andere mitten im Dorffe, zur Preußischen Krone genannt, so zum königl. Amte gehöret und
verpachtet wird, auch über dieses eine Schenke, alle 3 aber müssen das Bier vom Amte
ziehen. Auch ist eine grosse Amts.Schäferey im Dorfe, desgleichen eine dahin gehörige
Mühle, von welcher forn unter den Mühlen pag. 362 gehandelt ist. Dieses Dorff ist das
Stammhaus derer Herren von Trotha, welche aber daraus von dem Kloster zum Neuen Werck
verdrungen worden. |
erreichen wir alsbald jenen Stein, welchen die Nachgeborenen
den französischen genennet haben; wollen auch derer gedenken, jedoch dann flugs
weitereilend den sandigen Berg umrundend Oppin erreichen
146. Oppin, Dorff, Pfarrkirche und
Ritterguth
mit Ober- und Unter-Gerichten zum Amt Giebichenstein gehörig, vor alters auch Apyn,
Appien genannt, liegt eine gute halbe Meile von Halle an der Berliner und Magdeburger
hohen Leipziger Strasse, hat 18 Feuerstäten, 1 Schmiede und 2 Gasthöfe, davon einer das
Bier vom Amte, der andere vom adel. Hofe nehmen muß. Die Kirche heißt zu S. Georgen und
Elisabeth, und gehöret das Pfarrlehn zum Amt Giebichenstein, in welche die Dörffer
Harsdorff, Pranitz und Inwenden eingesparet sind. Sie ist alt, und 2 mahl, 1633 durch
einen Wetterstrahl, und 1655 durch Verwahrlosung des Schulmeisters, der die Altarlichter
nach der Communion auszulöschen vergessen, abgebrannt. Auf dem Thurme hängen 3
wohlklingende Glocken, davon die größte 22 Zentner wiegt. Die Orgel ist 1702 angeschaft
und von Heinrich Tinschen zu Löbejün gemacht. |
Ist das erste Ziel der Wohnsitz des hl. Langen Mattaj,
Schurzpatrons aller Hornanisten. Erquickung für Seele, Leib und Leber dürften hier unser
harren.
140. Niemberg, Dorff, Pfarrkirche
und Ritterguth,
zum Amte Giebichenstein gehörig, eine gute Meile von Halle gegen Nordosten gelegen, wird
in alten Schriften Neymburg, Nienburch und Nimburch genannt, hat 39 Feuerstäten, 1
Hirten- und 5 Cabel-Häuser, einen Gasthof und Schencke, so das Bier vom Amte nehmen
müssen, starcken Ackerbau und ziemliche Viezucht, Koppeltrifft mit Plößnitz und
Spickendorff, die Magdeburgische hohe Strasse nach Leipzig gehen da vorbey, und ist eine
Giebichensteinische Zollstäte darinnen. Es ist ein sehr alter Ort, den bereits Kayser
Otto Ao. 966 der Kirchen zu Magdeburg geschenckt, S. im Ersten Theil p 15. Ao.1184 hat
Erzb. Wichmann das Jus patronatus der Kirche zu Niemberg samt 2 Hufen Landes und anderen
Zubehör, desgleichen den Zehenden und Zölle dem Closter S. Moritz zu Halle übergeben,
welches Erzb. Burchhard 1315 nochmals bestätigt. Das Etymon des Orts soll von 9 Bergen
herkommen, die sich daherum in der Nähe befinden, als die Burgstäte, deren 2 Rebenberge,
der Steinberg, Dachsberg, Lügenberg, Rosenberg, Ochsenberg und Schlagwitzberg. |
Kurzer Antrab nur ist von Nöthen und alter Sitz ehrbarer
Geschlechter wird uns von hoher Warte genüßlichen Blick in weites Feld und Städel
gewähren
85. Hohenthurm und Rosenfeld,
Ritterguth, Dorff und Pfarrkirche Hohenthurm liegt
anderthalb Meilen von Halle gegen Morgen an der Landsbergischen Strasse, ist mit Rosenfeld
dergestalt vereinigt, daß beyde fast vor eins zu rechnen, und bestehen aus 71
Feuerstäten, nemlich 16 in Hohenthurm Magdeburgischer und 55 in Rosenfeld
Chursächsischer Hoheit. Hohenthurm führet ohnzweifel den Nahmen von dem auf dem
Adelichen Hofe befindlichen grossen Thurmes, welcher von Bruchsteinen aufgeführet, und
längstens im XII. Secoto wo nicht eher erbauet ist, so die Anzeige einer alten Burg, die
vermuthlich zu Caroli IV. Zeiten zerstöhret worden. In Hohenthurm ist die so genannte
Berg-Schencke, so dem Adelichen Hofe gehöret, allwo auch das Geleite abgegeben wird; in
Rosenfeld ist auch eine Schencke, und müssen beyde das Bier vom Gute nehmen, auch über
den Preiß des Biers dahin eine gewisse Niederlage entrichten. Das Bier ist vordem der
Eselsblecker genennet worden, weil das auf dem Ritterguthe befindlichen 40 Elen tief in
den Felsen gehauenen Brunnen herauf getrieben wird. Ao1272 vereignete M. Dietrich zu
Landsberg 4 1/2 Hufen zu Hohenthurm an das Nonnen-Closter S. Georgen, so dasselbe Henr.
Von Landsberg abgekauft. S. Doc. No 242. Im I. TH. P. 815. Der Ort verschiedentliche
grosse Feuersbrünste erlitten, als 1663 den 8. Oct. Sind durch Verwahrlosung eines
blinden Weibes 13 Höfe mit allen Gebäuden und Vorrath abgebrannt. |
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Landsberg,
so heißet ein Städtchen, welches zu meiniger Zeytt dem Saal-creise mitnichten
einverleibet war, dazumahl jedoch schon mit einer schönen Capellen auf steilem Felsen
prangete. Castellan Gunther George wird uns die Porta des Allerheiligsten auftun, ehe wir
denn gen eilen, dem Lustplatz Peters des Zweiten, des Aufrichters,
Sturzpatrons und Türmers dasigen Ortes.
148. Oßmünde, Dorff und
Pfarrkirche
Eine Meile von Landsbrg und anderthalb Meilen von Halle gegen Osten lincker Hand der
Leipziger Landstrasse gelegen, ein starckes vermögendes Dorff von 39 Feuerstäten, 1
Schmiede und 2 Schencken, so das Bier vom Amte Giebichensstein nehmen müssen, wohin das
Dorff mit Ober- und Unter-Gerichten gehörig. Es hat guten Ackerbau, aber geringe
Viehzucht wegen Mangel der Weide. Vormahls war ein Sattelhof allhier, welcher einem
adelichen Geschlecht den Nahmen gegeben, davon sich einige zu Halle unter der
Pfännerschaft besetzt, und Peter Oßmünde 1504 Schultheis allda gewesen. Im 15. Seculo
besassen ihn die von Zwemen, von welchen ihn Geisler von Dieskau 1477 kauffte, bey dessen
Nachkommen er bis 1519 geblieben, auch ist Balthasar von Schapow 1477 mit verschiedenen
Lehnen und Zinsen zu Oßmünde beliehen worden. Die Kirche ist dem S. Petro gewidmet, und
alt, in welcher Erzb. Friedrich 1458 einen Altar confirmiret, Doc. No. 598. Es sind die
Dörffer Gorrenz, Schwözsch, Gröbers, Bennewiz und Benndorff, samt dem Adel. Hofe zu
Bendorff in selbige eingepfarret, kommen dahin zur Kirche, und müssen allda trauen,
taufen und begraben lassen. Ao. 1600 etliche 40 am Himmelfahrstage hat das Wetter den
Thurm entzündet, und ist die sehr hohe Spitze nebst 4 kleinen Thürmen und dem Kirchdache
abgebrannt, aber nach und nach wieder repariret und hübsch ausgebauet. Wie dann ein
schön groß Orgelwerck von 19 Stimmen 1719 darin erbauet, auch ein neuer Altar und
Glocken darinnen sind. An der Pfarrwohnung ist ein Thurm und in demselben eine Capelle,
dahin vorzeiten den 2. Sontag nach Triniratis gewallfartet und wo Ablaß ausgetheilet
worden. |
Dörrheit des Bauches wie des Schlundes zu wehren, steigen wir
launig im nahen Fuchsbau obgenannten Könnernschen Zuckermanufakturisten ab,
75. Gröbers, ein Dorff,
in alten Briefen Groberwize genannt, 2 Meilen von Halle an der Leipziger Landstrasse
gelegen, von 20 Feuerstäten ins Amt Giebichenstein gehörig, welches daselbst auch eine
Zollstäte hat. Es ist keine Kirche darinnen, sondern das Dorff nach Oßmünde
eingepfarret, hat schönen Ackerbau, aber keine Viehweyde, als welches auf dem Stalle
gefüttert werden muß, eine Schmiede und Gasthof, der das Bier vom Amte ziehen muß. Das
Dorff hat grossen und sehr offtern Brandschaden erlitten, daher es insgemein nur
Branddorff genennnet wird; im XV. Seculo ist es denen Hacken vor 200 Gfl. Versetzt
gewesen, welche Geisler von Dieskau mit Erzbischöfflichen Consens abgefunden, von dessen
Erben es wieder zum Amt eingelöset worden. Ohnweit davon im freien Felde an der
Sächsischen Gränze ist ein Hügel, der Bornhöck genannt, dabey eine wüste Dorffstätte
gleiches Rahmens, so bereits 1353 wüste gelegen, Bordenhoick geheissen, und von dem Abt
des Closters S. Petri in der Altenburg zu Merseburg Theoderico nebst dazu gehörigen
Gütern vor das Closter erkaufft worden. |
werfen uns jedoch in Bälde wieder zu Rosse dem Ursprunge
Dietrichs, des Fischers von Dieskau, zu. Ihn zu ehren strapazieret die sattsam geölten
Kehlen!
39. Dießkau, Ritterguth,
Dorff und Pfarrkirche.
Das Ritterguth Dießkau ist das Uhralte Stamhaus des Adelichen Geschlechrs von Dießkau,
so dasselbe seit viel 100 Jahren besessen, auch mit anderen Güthern im Saal-Creyse und zu
Halle mit Thalgüthern angesessen gewesen, aber in der Person des Landraths Carls von
Dieskau im Herzogthum Magdeburg abgestorben, und der alte Stamsitz 1746 von denen Agnaten
und Erben an den gewesenen Fürstl. Braunschweigischen Amtmann Alburg verkaufft worden.
Von der Dießkauischen Familie wird hinten in der Beylage B. die Genealogische Tabelle
erfolgen, und hier No. 578 ein Lehnbrief mitgetheilet in welchem Erzbischoff Peter 1379
Rudolphen von Dieskau beliehen. Es sind vormals 2 Sattelhöfe zu Dießkau gewesen, welche
nunmehr in ein Ritterguth zusammengezogen, welches guthe Wirthschafts Gebäude und ein
schön massiv-Wohnhaus hat, auf welchem in einem sehr grossen Saale an der getäfelten
Decke, die so genannten 100 Narren (deren aber nur etliche 70) in abgetheiten
Quadratfeldern mit Oehlfarben und darunter geschriebenen Reimen abgemahlet sind. Es
gehören darzu 37 Hufen Landes, darunter eine wüste Feldmarck Pretz, welche schwarze Mohr
Erde und naß, die übrigen Felder aber sehr divers, und mehrentheils sandig und kiesig
sind; schöne Teiche, 8 an der Zahl, die mit 50, 60 biß 100 Schock Bruth besetzet werden. |
Ein leichtes wird der letzte Ritt durch Park und Haide hin zu Werner
Makrelings (des nunmehr dritten Gastgebers) Kote, woselbst wir wie weiland schon
dreyzehen Mahle zuvorn wir atztrin- und -sinkend in Frieden eingehen wollen.
147. Osendorff, ein Dorff
an der Elster 1 Meile von Halle ohnweit des so genannten Dreyer Häusgens und der
Libenauischen Strasse gelegen, zum Amt Giebichenstein gehörig, ist vormahls auch
Offendorp, Oftendorp geschrieben worden, und nach Radewell eingepfarrt. Es hat 12
Feuerstäten und wenig auch sandigen Ackerbau, aber wegen der angränzenden Aue ziemliche
Viehzucht. Es wohnet ein Königl. Förster allda, und ist seit einigen Jahren ein
Fasanen-Stand allda angelegt worden. Vor dem Dorffe auf dem Anger werden viel Urnen neben
einander in sandigem Boden gefunden. Ao.1462 vertauschte Erzb. Friedrich dieses Dorf nebst
Burg an das Closter zu S. Moritz zu Halle (S. im Ersten Theil p. 762) Nach Eingehung des
Neuen Stifts aber kam es wieder ans Amt Giebichenstein. Ao.1650 ward es von Herzog Augusto
nebst Burg und Radewell mit allen Gerichten und Zubehör an den Geh.Rath und Hauptmann zu
Giebichenstein Curd von Einsiedel auf Döllnitz erblich abgetreten, aber nachher wieder
zum Amte gezogen. |
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