Protokoll der Himmelfahrtsfahrt 1999 14. Ausfahrt moderner Zeitrechnung |
Teilnehmer und ihre Aufgaben entnehme man der HIMFATEINELI 99. Mit 19 Teilnehmern erreichen wir einen neuen Rekord, wobei es uns natürlich immer mehr um Klasse als um Masse geht. Wetterfrosch Günter konnte in diesem Jahr wieder nicht mitfahren. Er hat seine Aufgabe aber von zu Hause aus hervorragend gelöst, hat die Regenwolken den ganzen Tag um uns herumgepustet, dabei ein bißchen viel Wind gemacht, doch wir sind wenigstens trocken geblieben.
Der Protokollant ist froh, der modernen, sexistischen Tendenz, auch immer die weibliche Form anzugeben, nicht folgen zu müssen. Also nicht von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Radlerinnen und Radlem usw. sprechen zu müssen. Nur ganze Kerle und keine Kerlin fahren mit. Korrekt müßte es zwar das Fuchs' und das Hoppi' heißen, aber so kleinlich sind wir nicht. Treffen um halb Acht. Alle sind da, zwar jeder woanders, aber dann haben wir uns doch getroffen. Wie in jedem Jahr wohnen Zaungäste unserer Abfahrt bei. Sie wollen von Fritz gezeigt bekommen, was der Mann von Welt in diesem Jahr auf dem Kopf trägt. Seine diesjährige Kreation wird auch in diesem Sommer wieder das Stadtbild von Halle prägen. Klausi-Mausi tritt erstmalig ohne Melone auf, mehr so als Seefahrer; also der Blindschleich als Steuermann. Jetzt gibt es erst einmal einen Deckelorden für Kunstpfeifer. Wieder einer mehr aus der auserwählten, kleinen Schar der Nichtordensträger, der in der Masse aufgeht. Dann wird gesungen, auch wenn wir um diese Tageszeit etwa in der Stimmung sind wie der Aloisius auf der himmlischen Wolke. Aber unsern Manna wollen wir schon zusammen saufen.; lujah, fixsapperment lujah.
Franzosenstein. Erste Pause, Vorträge und den x-ten Orden für Theo. Wenn der alle anlegt hat er die Brust voll. Noch einer am Bande kann ihm nicht mehr verliehen werden, den nächsten dann vielleicht am Riemen und plissiert mit der Aufschrift RUFIHAMF'. Bei der Ordenskontrolle entfaltet er sich dann, und sein voller Titel Ruhm und Ehre dem Finanzminister der Halleschen Himmelfahrer wird sichtbar. Heute bekommt er den Orden für seine Rettungstat bei Heinz' Bremsenversager auf der Abfahrt von.der Neuenburg. Hätte sich Heinz dabei wenigstens das Knie ein ganz klein wenig aufgeschlagen. Ein Tropfen Blut hätte zu einem Orden für ihn gereicht, wie bei Hornano vor zwei Jahren in Kröllwitz, der dafür ausgezeichnet wurde, daß er sich retten ließ. Sein Einsatz mit Einlieferung ins Krankenhaus war übertrieben, aber Heinz - ohne Schramme kannst Du natürlich keinen Orden bekommen.
Weiter Richtung Gutenberg. Erste Panne: Addel verliert den Saddel. Für homoerotische Masochisten ist die Fortbewegung ohne Sattel der absolute Kick., aber keiner neidet dem Addels das Rad und so wird es erst notdürftig und später in Niemberg vollständig repariert. Nächster Halt in Oppin. Echte Himmelfahrer hauchen mehr oder weniger deutlich ein h' vor dem Ortsnamen - (H)oppin. Weiter nach Niemberg, wo wir von Hornano und seiner Sippe 3fach überrascht werden. 1. Orgelspiel in der Kirche, 2.Frühstück im Garten und 3.ein Liederbuch mit allen wichtigen Texten. Dieses Liederbuch ist ein Gemeinschaftswerk von Hoppis (noch) Jüngster und seinen beiden aktuellen Schwiegersöhnen.
Im Niemberger Garten ist es so schön, daß wir eigentlich hier bleiben könnten. Essen und Trinken hätte für den ganzen Tag gereicht. übermütig geworden von seinem Orden versucht Kunstpfeifer die erste Meuterei anzuzetteln. Alle wollen gern mitmeutern, jedoch im Garten steht ein Holzklotz mit einer Riesenaxt. Sollte das vorsorglich zur Abschreckung von Meuterern aufgestellt sein? Wir lassen es nicht auf einen Versuch ankommen und fahren, nun schon mit reichlicher Verspätung und in Abänderung des aufgegebenen Plans, weiter nach Landsberg. Der uns ausgehändigte Plan ist schön bunt, hat aber wieder keinen Maßstab und keine Höhenlinien, angeblich war ja alles ganz flach, belegen ja schon die Ortsnamen NiemBERG, GutenBERG, LandsBERG, HOHENturm.
Landsberg ist berühmt wegen seiner Doppelkapelle und berüchtigt wegen seines Bieres. Die Landsberger sind stolz auf beides. Im oberen Geschoß der Kapelle steht ein riesengroßes Modell der alten Landsberger Burg, in dem die Kapelle kaum auszumachen ist. Nachzuweisen ist von diesem ehemaligen Bauwerk fast nichts mehr. Sogar der Fels, auf dem diese Burg gestanden haben soll, ist zum größten Teil abgetragen. Dadurch kann man nicht beweisen, daß dies alles gar nicht so gewaltig war. Aber der Mythos wird eifrig, mit Hilfe des Amts für Denkmalpflege, am Leben erhalten. Eine Säule wird uns gezeigt, an der der Kaiser gesessen haben soll usw. Das wäre die richtige Stelle für einen Vortrag von Karsten gewesen, und während Karsten erzählt, schwebt Münchhausen auf der Kanonenkugel über der Szene. Das ist der Stoff auf dem die Landsberger ihren Stolz begründen. Noch schlimmer sind die Hohentürmer, die ihren Ort nach dem gar nicht so hohen Turm, der einfach nur auf einem Berglein steht und von weitem deshalb hoch erscheint, benennen. Im Turm sind ein verrosteter Kessel und ebensolche Rohre. Leider hatten wir keine Zeit nachzuweisen, daß das Wasser aus diesem Rostbaufen direkt nach Landsberg in die Brauerei geleitet wird, um es dort, ohne noch viele Umstände zu machen, in Flaschen abzufüllen. Natürlich steht auch dieser Turm unter dem besonderen Schutz des Amtes für Denkmal-, und ich vervollständige, Mythos- und Legendenpflege.
Schnell weiter nach Osmünde, wo sich der Fuchs redlich um die Wiederherstellung der alten Kirche bemüht, wenn er nicht gerade in der Apotheke sitzt oder himmelfährt. Dann in seinen Fuchsbau nach Gröbers. Dort gibt es wieder reichlich zu essen und zu trinken. Hier nun die zweite Meuterei, die genauso erfolglos verläuft wie die erste. Der Wille der Mannschaft ist gebrochen - Axt und Holzklotz sind nicht mehr nötig.
In Dieskau erfahren wir, daß der Ort ein Schloß hat und in der danebenstehenden Kirche die Mutter Händels getauft wurde. Wir treffen auf den neuen Schloßherren Thymo von Rauchfuß. In seinen Adern fließt genau so wenig Blut von Händel wie bei allen anderen, nur ist es viel blauer.
Weiter durch den Park zum See wo ein Obelisk zu Ehren eines Herrn Goldhagen aufgestellt wurde, der jemanden vom Faulfieber kuriert hat. Dieses Fieber grassiert hier immer noch. Detlef und Micha bekommen sofort einen so heftigen Faulfieberschüttelfrostanfall, daß sie sogar zu faul sind sich zu schütteln. Angeln im See darf nur der Fischer-Dieskau.
Endlich erreichen wit das Ziel unserer Ausfahrt: Osendorf. Von Werner und seiner Frau werden wir mit Speis und Trank verwöhnt und lassen es uns wieder richtig gut gehen. Wetterfrosch Günter schickt einen kurzen, kräftigen Gruß in Form eines Schauers. Unter dem Schirm ficht uns das nicht mehr an.
Alle erhalten Luftbilder von den Etappen unserer Fahr als Geschenk und Dank von Birte, weil wir uns einen Tag um ihren Hoppi gekümmert haben. Im nächsten Jahr, auf unserer Jahr-2000-Tour wollen wir ja drei Tage unterwegs sein. Wir freuen uns schon sehr darauf und bekommen von Birte dann bestimmt jeder ein dickes Buch oder sogar Bargeld dafür.