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Friedrich I. (Heiliges Römisches Reich), genannt Friedrich Barbarossa ("Rotbart"), (ca.1123-1190), Römischer König und Kaiser (1152 bzw. 1155-1190), und als Friedrich III. Herzog von Schwaben (1147-1152). Friedrich wurde in Waiblingen als Sohn Friedrichs II. von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben, geboren. Sein Onkel König Konrad III. gab Friedrich den Vorzug vor dem eigenen Sohn und designierte ihn zum Nachfolger. Nach dem Tode Konrads im Jahre 1152 wählten die Fürsten einstimmig Friedrich zum König und Kaiser. Friedrich sah das Kaisertum als unmittelbare Gabe Gottes an und als Verpflichtung, Macht und Ansehen des Reiches wiederherzustellen und die Stellung des Kaisers im Reich zu festigen. Im Kernland des Reiches konnte Friedrich die Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten schlichten und so seine Macht festigen: Den seit der Wahl Lothars III. bestehenden Gegensatz zwischen Staufern und Welfen legte er vorläufig bei, indem er dem Welfen Heinrich dem Löwen, dem Herzog von Sachsen, zusätzlich das Herzogtum Bayern übertrug. Den Konflikt zwischen den Welfen und den Babenbergern löste er durch das Privilegium minus, mit dem die Babenberger auf ihre Ansprüche auf Bayern verzichteten, im Gegenzug wurde ihre Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum erhoben und mit Privilegien ausgestattet. 1154 unternahm Friedrich seinen ersten Italienzug. Im folgenden Jahr krönte Papst Hadrian IV. Friedrich zum Kaiser gegen die Zusage Friedrichs, den Papst gegen Byzanz und die Normannen in Unteritalien zu unterstützen.

Wenig später, 1156, kam es zum Bruch mit dem Papsttum, als Papst Hadrian dem Kaiser zu verstehen gab, daß das Reich ein Lehen der römischen Kirche sei. Friedrich weigerte sich, den Papst als Lehensherren des Kaisertums anzuerkennen und verteidigte die Gleichrangigkeit von Kaiser und Papst; der Papst suchte jetzt Unterstützung bei den Normannen. Zwei Jahre später zog sich Friedrich auch noch die Gegnerschaft der lombardischen Städte zu, als er mit Hilfe der Ronkalischen Beschlüsse die Reichshoheit in Italien wiederherstellen wollte: Die Städte sollten all seine kaiserlichen Rechte anerkennen, einschließlich des Rechtes auf Ernennung der kaiserlichen Amtsträger, der Podestas. Städte wie Mailand, Piacenza, Brescia und Cremona sahen in dieser Forderung jedoch eine Beschneidung ihrer Autonomiebestrebungen und setzten sich zur Wehr. Die Auseinandersetzung zwischen Friedrich und den lombardischen Städten dauerte von 1158 bis 1183. Während dieser Zeit mußte Friedrich fünf Züge nach Italien unternehmen, um die kaiserlichen Rechte durchzusetzen. Von 1158 bis 1162 kämpfte Friedrich gegen Mailand, unterwarf die Stadt und ihre Verbündeten, zerstörte die Stadt völlig und setzte seine kaiserlichen Oberhoheit durch. In der Zwischenzeit hatte Friedrich eine Reihe von Gegenpäpsten zum gewählten Papst Alexander III. aufgestellt, der die Sache der lombardischen Städte unterstützte und Friedrich im Jahre 1165 exkommunizierte. Von 1167 bis 1168 eroberte Friedrich ganz Norditalien und Rom, aber die plötzlich in seinem Heer ausbrechende Malaria zwang ihn zum überstürzten Rückzug, noch bevor er seine Oberhoheit in Italien vollständig wieder hatte herstellen können. 1167 schlossen sich die oberitalienischen Städte Mailand, Parma, Padua, Verona, Piacenza, Bologna, Cremona, Mantua, Bergamo und Brescia zum Lombardenbund zusammen; der Bund nahm Partei für Papst Alexander und gegen Friedrich I. und die Ronkalischen Beschlüsse. In den folgenden Jahren baute der Bund seine militärische Stärke aus, hob Mailand wieder aus den Ruinen, errichtete die Festungsstadt Alexandria und gab sich ein föderalistisches Verwaltungssystem. Friedrichs fünfter Zug nach Italien (1174-1176) endete mit der Niederlage Barbarossas bei Legnano gegen den Lombardenbund. Das Aufeinandertreffen der beiden Heere war in militärgeschichtlicher Hinsicht bedeutsam, da zum ersten Mal in einer großen Schlacht Fußtruppen über ein Ritterheer triumphierten. Friedrich war jetzt zu Verhandlungen bereit und schloß 1177 mit Papst Alexander III. einen Sonderfrieden. 1183 kam es schließlich im Frieden von Konstanz auch zu einer Einigung mit dem Lombardenbund: Friedrich mußte die Ronkalischen Beschlüsse zurücknehmen, die Städte verblieben jedoch formell im Lehensverband des Reiches.

In Italien war Friedrichs Kaisertum seit Legnano entscheidend geschwächt; im Norden dagegen hatte Friedrich seine Macht konsolidieren können: Er brachte Polen unter die Lehenshoheit des Reiches, erhob Böhmen zu einem Königreich und baute die staufische Hausmacht u. a. durch Städtegründungen aus. Außerdem ließ er sich 1178 zum König von Burgund krönen, nachdem er bereits 1156 Beatrix, die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund, geheiratet hatte. 1180 enthob er Heinrich den Löwen, der ihm zu mächtig geworden war, außerdem auf dem Italienzug von 1176 seine Hilfe verweigert und damit zur Niederlage beigetragen hatte, all seiner Lehen und beschränkte ihn auf sein braunschweigisches Hausgut.

1184 ließ Friedrich seinen Sohn Heinrich zum König wählen (Heinrich VI.), machte ihn zum Mitregenten und verheiratete ihn mit Konstanze, der Erbin von Sizilien. 1189 brach Friedrich zum Kreuzzug nach Kleinasien auf. Nach zwei großen Siegen über die Moslems bei Philomelion (jetzt Aksehir) und Ikonion (jetzt Konya) ertrank er am 10. Juni 1190 beim Baden im Fluß Saleph (heute Göksu in der Türkei). Friedrich I. war neben Karl dem Großen der volkstümlichste Kaiser des deutschen Mittelalters; bereits seine Zeitgenossen sahen in ihm den Erneuerer des Reiches und die Verkörperung der ritterlichen Ideale. Die Kyffhäusersage – die Sage um den in den Berg entrückten Kaiser, der eines Tage wieder aufwachen und die alte Kaiserherrlichkeit wiederherstellen wird – war ursprünglich um Kaiser Friedrich II. entstanden und wurde im 16. Jahrhundert auf Friedrich Barbarossa übertragen.