Das kleine Dorf Memleben hatte einstmals eine große Bedeutung, mit heutigen Maßstäben gemessen, war es einmal die „Hauptstadt" von Deutschland. Hier stand die Lieblingspfalz der ersten beiden Herrscher aus ottonischem Haus.
Die Ruine der Klosterkirche St. Marien mit ottonischer Krypta des einst mächtigen Benedektinerklosters gehört heute zur „Straße der Romanik" und zu den eindrucksvollsten Zeugen mittelalterlicher Baukunst im Thüringer Raum. Otto I. veranlasste 942 den Bau der Marienkirche.
Aus der Chronik des Thietmar von Merseburg wissen wir, dass der Leichnam Otto I. zunächst in der Memlebener Marienkirche aufgebahrt wurde. Die Kirche zeichnet sich nicht nur durch ungewöhnliche Größe (82 m lang, 39 m breit) sondern auch durch einen streng symmetrischen Aufbau aus.
Die für den Dom Otto I. aus Ravenna geholten antiken Säulenschäfte und Kapitelle, die dann im 13. Jahrhundert an verschiedenen Stellen des späteren Doms eingebaut worden sind lassen vermuten, dass der ottonische Dom eine Säulenbasilika nach römischem Vorbild war.
Den in Memleben vor dem vorderen Gutshof stehenden Ruinenmauern galt schon 1936 eine archäologische Untersuchung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. Gestützt auf die Unterlagen dieser Arbeit konnte 1959, 1964, 1965 und 1966 in mehreren Grabungskampagnen der Nachweis erbracht werden, dass die Ruinenmauern von der Marienkirche Otto l. stammen. Als „Kaisertor" bezeichnet man die noch heute existierende mächtige, ca. 2 7z m dicke und 10 m hohe, Bruchsteinmauer mit einer rundbogigen Durchfahrt.
In der Planung war die Größe des Magdeburger Doms vorgesehen. Heinrich II., der Sohn von Otto II., entschied sich im Jahre 1015 anders. Der Schwerpunkt des Reiches sollte nach Süddeutschland verlegt werden. Beleg dafür ist die Bistumsgründung 1007 in Bamberg. Heinrich II. strich dem Kloster alle Privilegien und ordnete es dem Hersfelder Kloster unter. Die Marienkirche als Kathedrale geplant, wurde nie fertig gebaut. Memleben wurde damit politisch wieder so unbedeutend wie es heute noch ist und wohl auch in Zukunft bleiben wird.