Heinrich von Mohrungen
Mittelhochdeutscher Dichter vom Ende des 12.Jahrhunderts und Anfang des 13.Jahrhunderts. Er war einer der bedeutendsten Lyriker des Mittelalters und hatte Einfluß auf Walther von der Vogelweide, Neidhart und Ulrich von Lichtenstein. Neben Reinmar dem Alten und Walther gilt er als der eigentliche Repräsentant des Minnesangs.
Heinrich lebte vermutlich in Thüringen. Seinen Namen entlehnte er der Burg Morungen bei Sangershausen, die als sein Stammsitz gilt. Offenbar stand er über eine längere Zeitspanne hinweg im Dienst des Markgrafen Dietrich des Bedrängten. Von Heinrich sind 115Liedstrophen überliefert, in denen sich der Einfluss antiker Lyrik, namentlich der Ovids, sowie die Rezeption des kirchlichen Hymnus und der altfranzösischen Dichtung der Troubadoure widerspiegelt. Thema ist die hohe Minne, der höfische Frauendienst: Die Frau erscheint als höher gestellte Herrin und wird zum unerreichbaren Ideal stilisiert. Die rhythmisch vollendeten Lieder Heinrich von Morungens stellen einen Höhepunkt dieser mystischen Leidenserotik dar
Liebesjubel
In sô hôe swebender wunne sô gestuont mîn herze an fröiden nie. ich var alse ich fliegen kunne mit gedanken iemer umbe sie, sît daz mich ir trôst enpfie, der mir durch die sêle mîn mitten in das herze gie. Swaz ich wunneclîches schouwe,
Wol dem wuneclîchen mêre, Sêlic sî diu süeze stunde, |
In solch hochfliegender Wonne Eingestand mein Herz die Freude nie. So als ob ich fliegen könne In Gedanken immer nur um sie, Seit ich ihren Trost empfing, Der mir durch die Seele mein Mitten in das Herze ging. Was ich Wunderbares schaue, Wohl der unerhörten Kunde, Selig sei die süße Stunde, |