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Protokoll der Himmelfahrtsfahrt 1997
12. Ausfahrt moderner Zeitrechnung

Vorbemerkung: Da es sich in diesem Jahr um ein militärisches Unternehmen handelt, werden Namen und Ortsangaben verschlüsselt wiedergegeben, manchmal auch richtig. Der Wahrheitsgehalt ist trotzdem nicht niedriger als sonst.

Warum mußten wir friedliebenden Bürger eine militärische übung einlegen? Weil es feindliche Mächte gibt und Wachsamkeit angebracht erscheint. So haben wir uns auf die Fährte unserer Altforderen, manche sind diesen ja immer auf der Spur, begeben, die in heldenhaften Schlachten die Hunnen, den Franzosen, den inneren Schweinehund und dabei immer auch ihren Durst besiegt haben.

Wer könnte uns feindlich gesonnen sein? Der Mensch ist aufs Fahrrad hin geschaffen. Zwei Hände - passend zum Lenker, 2 Daumen - einen für die Klingel, einen für die Gangschaltung. 8 Finger für die Bremsen, vier für vorn und vier für hinten. 2 Füße, die genau an den Pedalen enden. Der Hintern passend zum Sattel. Gut, es gibt Ausnahmen. Dazu später.

Ganz anders die Straßenbahnfahrer, unter denen bestimmt Feinde sind. Die können auch 5 Beine und überhaupt keinen Hintern haben, um ihrem Geschäft nachgehen zu können. Nur einen Finger brauchen sie, um den Türöffner bedienen zu können. Diese Straßenbahnfahrer machen auf den Straßen Rillen, um Radfahrer in diese hineinzuziehen und zum Sturz zu bringen Das ist ihnen bei unserem Tambourmajor gelungen, er konnte aber von Aufklärer Karl Stahlsortierer (das ist der, der die verborgenen Geheimnisse von Burgen oder Hunnenschlachten ans Licht fördert) medizinisch versorgt werden, so daß er pünktlich zum Manöver sein Horn stoßen konnte.

Sonst war vieles den vergangenen Fahrten ähnlich. Gerd erreicht den Zug auf den letzten Drücker, diesmal aber nicht erst als der Schaffner schon seine Kelle gehoben hatte. Seine Kopfbedeckung wieder spitze. Angekommen in Schwarzenstein, hin zur ersten Kreuzung - Ratlosigkeit über den weiteren Weg. Die vorher angegebene Wegstrecke wird wegen einiger ausgelassener Ziele nur geringfügig überschritten.

Die militärische Karriere der Mitglieder unseres Freikorps in anderen Armeen ist mehr als bescheiden. Neben Drückebergern und Simulanten, die den größten Teil ausmachen, hat es wohl keiner über den Rang eines Gefreiten hinausgebracht. Primitivste militärische Handlungen geraten zwar zur Karikatur, aber unser Hauptfeind der Durst hatte keine Chance. So versucht Kommandant Bruno mittels Signalhorn Zeichen zu geben. Glücklicherweise wird er im Zivilleben nicht bei der Eisenbahn eingesetzt, um Streckenarbeiter vor herannahenden Zügen zu warnen. Ein Bummelzug hätte sie alle unter sich begraben bevor er dem Horn einen Ton entlockt hätte. Sollte ihm aber ein Ton gelingen, würden die Arbeiter vor Lachen keinen Schritt von den Gleisen machen können. Und hier ist nun endlich die Stelle zu erklären, warum für einen von uns nicht jeder Sattel geeignet ist. Bruno erläutert uns auf der Verlegung zum Stellplatz, er würde nicht auf den Sattel passen, den er zum 50igsten Geburtstag bekommen habe, weil sein Hintern für diesen zu spitz sei. Wir wissen, es sind ganz andere Mißbildungen am After, die eine Spezialanfertigung erforderlich machen. Und wenn er nun so die Backen, genauer zuerst die Wangen, aufbläßt, um ins Horn zu stoßen und die Luft nicht ins Horn kommt aber ja irgendwohin muß, sammelt sie sich in den Afterschrunden, bläht diese auf (manchmal platzt auch eine) und er braucht einen Spezialsattel. Gelänge es ihm doch diese Afterluft dosiert in beliebiger Stärke und Richtung um den Backen herumzuführen, was könnte er für schöne Melodien spielen.

Oder nehmen wir unseren Spähtrupp - oh Gott, oh Gott, oh Goddula. Unmittelbar nach seiner Entsendung muß ihm im Eilmarsch nachgesetzt werden, daß er nicht auf immer verloren geht. Die Freude, ihn wieder in den Reihen zu haben, läßt uns seinen Auftrag, eine überfallbare Schenke aufzuspüren, für zwei, drei Minuten vergessen.

Den vermutlichen Feind haben wir nicht zu Gesicht bekommen, aber wir haben ihm getrotzt. Es gelingt ihm zwar unseren Veteranen, den Frontphotographen, und später auch den als Feldprediger verkleideten Mechanikus, voll des Geistes, zu Fall zu bringen, aber unser Ziel haben wir erreicht. Bei K. Stahlsortierer hat er den Schlauch durchlöchert, den der verkleidete Mechaniker aber schnell flickt. Den Weg durch die Aue hat er fast unpassierbar gemacht, sogar Regen hat er kommen lassen.

Und gefeiert haben wir uns, und mit Orden und Auszeichnungen haben wir uns behängt. Inzwischen zeichnen sich die paar Leutchen, die noch keinen Orden haben, von der Masse der Ordensträger aus, weil sie etwas besonderes sind, eben zur Minderheit gehören. Für seine Feindberührung bekommt der Tambourmajor einen Orden, oder einfach weil ein ordensbebrüsteter Schwiegersohn mehr hermacht. (Tip: unser Hauptmann soll noch eine Tochter haben, die wieder frei ist.) Der Retter erhält nur ein Lob vor der Front. Hätten wir doch wenigstens eine Truppenfahne, vor der wir ihn photographieren könnten.

Und dann endlich in der Etappe nach all den Schlachten, die wir gewonnen hätten, wenn sie stattgefunden hätten, hat uns die Marketenderin bei Uwe Trommler im Garten herrlich verwöhnt.

Merseburg
Friedrich Nietzsche
Johann Gottfried Seume
Lützen
Gustav Adolf II
Befreiungskriege
Völkerschlacht
Siebenjähriger Krieg
Uniformen
Schiller: Reiterlied
Sächsischer Trompeter

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